Liebe Leserinnen und Leser,

auch in dieser Woche ging es an den Märkten nach oben und der deutsche Leitindex konnte in diesem Zuge, wie schon in der letzten Woche, knapp zwei Prozent hinzugewinnen. Seit Mitte August konnte der Dax damit um mehr als zehn Prozent - oder 1000 Punkte – zulegen und auch der Dow Jones und der S&P notieren dicht unter ihren Allzeithochs – der Goldpreis steht hingegen wieder unter der Marke von 1.500 US-Dollar pro Feinunze. Mit einem nachbörslichen Stand bei rund 12.450 Punkten im Dax befinden wir uns im großen Bild allerdings immer noch im Bärenland - dies gilt bis zum Überschreiten der Marke von 12.600, was angesichts der aktuellen Entwicklungen gar nicht so weit hergeholt erscheint…

Draghi mit fulminantem Abschied, Lagarde und Fed in den Startlöchern

Für die Erholung zeichnen sich einerseits die Entspannungssignale an der Handelskriegs-Front, andererseits natürlich die finale Entscheidung des Noch-EZB-Präsidenten Draghi verantwortlich, die Geldpolitik weiter zu lockern – u.a. mittels „so lange wie nötigen“, also faktisch unbeschränkten Anleihekäufen. Die Nachfolgerin Lagarde betonte die Tage auch gleich, es gebe noch „viel Spielraum nach unten“ und man habe doch „einen breit gefächerten Instrumentenkasten“, womit sie die Vermutungen, dass dies erst der Startschuss einer weiteren Lockerungsorgie sein könnte, bestätigt.

Dass derartige Maßnahmen nicht geeignet sind, die Konjunktur anzukurbeln, haben wir bereits in der Vergangenheit gesehen und dies wurde in den letzten Tagen hier auf Cashkurs bereits ausführlich dargelegt, genauso wie die Tatsache, dass auf der anderen Seite die Vermögenswerte weiter inflationiert werden. Es sind also vorerst noch höhere Immobilien- und Aktienpreise zu erwarten – und der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.

Und so sehr sich Jerome Powell auch dreht und wendet, wird er angesichts des weltweiten Abwertungswettkampfs um ein Erfüllen der Präsidentenwünsche kaum herumkommen, um in der nächsten Woche weitere Zinssenkungen anzukündigen – es fragt sich lediglich in welcher Höhe diese ausfallen, die Erwartungen gehen von 0,25 bis hin zu einem ganzen Basispunkt.

Bolton ist weg & Burgfrieden rückt in greifbare Nähe

Folker Hellmeyer hat die deeskalativen Schritte im Handelskrieg in dieser Woche aufgelistet. Herausragend waren hierbei zwei Schritte Trumps: erstens die Entlassung des außenpolitischen Falken John Bolton, welche weitläufig – und vor allem in Peking – positiv gewertet wurde und natürlich die Ankündigung eines möglichen „Übergangsdeals“.

Angesichts der im nächsten Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen könnte sich ein solcher Deal als überaus wirksames Mittel für Trump erweisen, um die Märkte – trotz zunehmend katastrophaler realwirtschaftlicher Bedingungen – bis zu seiner Wiederwahl stabil zu halten, wie Dirk Müller hier ausführt.

Da also augenscheinlich sowohl Politik als auch Notenbanken wirklich alles tun, um im bereits äußerst reifen Wirtschaftszyklus in eine weitere Verlängerung zu gehen, ist sogar eine Jahresendrally nicht mehr auszuschließen. Angesichts der gleichfalls anstehenden Rezession und nicht nur in der Eurozone einbrechender Wirtschaftsdaten kann das Auseinanderfallen von Realwirtschaft und Finanzmärkten wohl kaum offensichtlicher werden. Auch der Verfall der (deutschen) Autoindustrie wurde mit der desaströsen IAA in Frankfurt für jedermann klar ersichtlich, die Folgen werden uns in der Zukunft noch treffen – und Donald Trump wird seine Strafzoll-Idee auf Automobilexporte aus der Eurozone ebenfalls nicht vergessen haben…

Wir wünschen Ihnen in diesen wirtschaftlich verrückten und turbulenten Zeiten ein ruhiges und sonniges Plätzchen, an welchem Sie das Wochenende gebührend genießen können – und selbstverständlich viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Lesen und Anschauen unserer Beiträge.

Mit herzlichen, spätsommerlichen Grüßen,

Ihre Cashkurs-Redaktion

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